Fürchtet euch, denn das Ende* ist nah.

Kennen sie den Ausdruck ‹Peak Oil›? Falls nicht: Kein Grund, sich zu schämen. Das Thema wird von den Medien eher zurückhaltend behandelt, damit lässt sich nicht so gut Zubrot verdienen wie mit der Ankurbelung von Tamifluverkäufen durch unheilschwangeres Pandemieschwadronieren, gewürzt mit einem guten Schuss Expertengeschwurbel zum Thema Vogelgrippe. Peak Oil – um zurück zum Thema zu kommen – ist der Zeitpunkt, an dem der Höhepunkt der Ölfördermenge weltweit erreicht ist. Das danach verbleibende Öl ist von immer schlechterer Qualität und immer schwieriger zu fördern. Dadurch wird es immer teurer und geht schlussendlich komplett aus. Dies wird einen riesigen Einfluss auf die Wirtschaft und unseren Lebensstil** haben. Sehr gebildete Leute streiten momentan unter Verwendung von sehr gescheiten Fachausdrücken sehr kultiviert miteinander darüber, ob dieser Zeitpunkt bereits erreicht ist oder kurz bevorsteht. Dies ist aber unmöglich festzustellen, da die Einschätzungen auf den aktuellen Reserven beruhen. Diese jedoch werden von den ölfördernden Staaten im Interesse der erlaubten Fördermenge ungefähr so genau angegeben wie die Wertbeständigkeit von türkischen Time Sharing-Bungalows.
Persönlich habe ich Grund zu der Annahme, dass das restlich Erdöl noch dieses Jahr zur Neige gehen wird, da ich doch herausgefunden habe, wo die ganzen Vorkommen verkommen. Das Stichwort heisst: GRANULAT. Nein, das ist kein Bestandteil von Frühstücksflocken. Schauen sie sich das folgende Bild genau an, wobei sie natürlich wegsehen dürfen, falls ihnen schlecht wird:

Sellerie

Geht es Ihnen wieder besser? Was denken sie, wenn sie die oben abgebildete Laune eines talentlosen, drittklassigen Industriegebrauchsgegenstandgestalters sehen, eines jungen Mannes, welchem es wahrscheinlich nur durch einflussreiche Verwandte überhaupt vergönnt ist, diese Tätigkeit monetär kompensiert auszuüben? Verballhorntes Schuhwerk! Wer sich damit in der Öffentlichkeit zu zeigen bereit ist, muss Spott und Hohn zu erdulden gewappnet sein! Ich bezweifle keine Sekunde, dass diese Dinger leicht und bequem sind. Aber das sind Sabberlätzchen auch, und trotzdem will sie niemand tragen.
Oben abgebildet sehen sie übrigens ein Exemplar in der beliebten Farbe Sellerie. Das Sortiment umfasst allerdings auch die Farben armeegrün, stuhlbraun, eitergelb und pestbeulenschwarz. Und obgleich die abgebildete Frezeitschuhkarikatur nun wirklich der zeitlosen Eleganz einer Adilette nicht das Wasser zu reichen vermag***, strömen die Konsumenten zu tausenden in die Läden, um selber ein Paar Plastiklatschen zu erstehen. Sehen und erfassen sie die ganze Tragweite des Zusammenhangs zwischen fossilen Brennstoffen und verirrtem Stilbewusstsein des Durchschnittskonsumenten? Diese Schuhe werden aus Kunststoffgranulat gemacht, und zwar komplett. Kunststoffgranulat wird aus Erdöl gemacht. Hah. Da haben wir den Salat. Die Welt wie wir sie kennen wird an einem hässlichen Schuh zugrunde gehen. Das ist etwa so ruhmreich wie von einem Klotz gefrorenen Exkrementes, welcher aus einem Flugzeug fällt, niedergestreckt zu werden. Natürlich im grösseren Massstab.

* Gemeint ist das Ende des durch fossile Brennstoffe angetriebenen persönlichen Personenverkehrs
** Ja, sie müssen dann den Zug nehmen.
*** Die zeitlosen Eleganz einer Adilette – notabene der Königin der Badelatschen – entfaltet sich bekanntermassen im Zusammenspiel mit einem Trainingsanzug oder (und vor allem) einem Bademantel.

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