Grillgut

Ehrlich gesagt kann ich ja nichts mit Texten anfangen, welche mit «jetzt ist ja wieder Sommer» anfangen. Oder mit Texten, die schon im ersten Satz zweimal das Wort «anfangen» enthalten, so dass man meinen müsste, der Autor habe den beschränkten Wortschatz eines Vorschülers. Aber ich muss ja meinen eigenen Text nicht lesen, sondern sie, geneigter Leser. Diese Suppe müssen sie jetzt selber ausbaden.

Jetzt ist ja wieder Sommer. Träges festkleben am Bürostuhl. Mit offenen Fenstern heimfahren. Lange, warme, von goldenem Licht durchflutete Abende auf dem Balkon. Freunde kommen vorbei und bringen einen Teigwarensalat und Rotwein. Grillduft. Eiskaltes Bier und soviel Fleisch, wie auf dem Obisonderangebotsgasgrill Platz findet. Kuno singt im Hintergrund. Lange Gespräche, Kerzen auf dem Tisch und ein Crevettenspiessli geht immer noch. Ich mag den Sommer sehr. Der Schweizer an und für sich mag den Sommer sehr. So sehr, dass er manchmal sogar ohne wirklichen Grund – Lottogewinn oder so etwas- irritierenderweise recht froh und glücklich aus der Wäsche schaut. Das gehört sich ja sonst nicht, fremde Leute anlachen, geht’s noch, sonst wird noch über einem geredet.

Sommer war ja schon als Kind immer ein Ereignis. Wir grillten auch oft, im Quartier an der Bahnlinie, wo die Nachbarn immer ihren eigenen Salat hatten. Frisch aus dem Garten. Ob die selber geglaubt haben, das braune Zeug sei Flugrost? Allergien hatte man dafür damals noch nicht so als Kind, sowas härtet ab.

Kürzlich habe ich eine Einladung zu einem Grillfest bekommen. Darin enthalten die Aufforderung, das Grillgut selber mitzuführen. Soweit nicht ungewöhnlich. Aber dann war da tatsächlich noch zu lesen, man könne auch Tofu oder andere unaussprechliche Dinge auf den Grill des Gastgebers legen. Schlimm genug, dass manche Zeitgenossen pflanzliche Fleischersatzerzeugnisse auf dem Feuer garen wollen. Aber das es jetzt schon erwähnt werden muss in der Einladung! Ich weiss ja nicht, wie es ihnen geht. Aber wenn ich so ein trauriges Substitut auf einem Grill sehe, wo eigentlich prächtige Fleischstücke das kulinarisch geübte Auge verwöhnen sollten, dort seinen strengen Gemüsegeruch verströmend, macht mich das traurig. Ich muss dann darob immer ein wenig bitterlich vor mich hinweinen. Grillparties ohne Fleisch. Schön ist das nicht. Das ist in etwa so wie ein arbeitsloser Karriereberater.

Falls sie jetzt schon die ganze Zeit denken, dass der Sommer erst am 21. Juni beginnt: Ich weiss. Spielt aber keine Rolle. Machen sie doch lieber etwas anderes, als mich darauf hinzuweisen. Etwas Wichtiges. Vegetariertum missionieren, zum Beispiel. Oder das totale Rauchverbot mit harter Hand durchsetzen. Strafsteuern auf fetthaltige Speisen einführen. Was auch immer.

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