ferienfreuden

jet

kürzlich entschied ich mich wieder einmal, mit meiner freundin eine woche im paradies zu verbringen. der aufenthalt auf dem eiland inmitten der malediven war entspannend, die unterwasserwelt reich an farbigem getier, weder ich noch sie wurde durch montezumas rache ereilt, mit dem bungalow war alles in ordnung und die angestellten waren freundlich. also alles bestens und komplett uninteressant für den leser. wenn, ja wenn wir nicht – wie das die eidgenossen so zu tun pflegen – gespart hätten. und zwar beim flug.

ich hätte es wissen müssen, bereits als es mir dämmerte, dass die billigere fluggesellschaft, welche wir gebucht hatten, eine französische war. ein jahr vorher hatte ich schon einmal einen flugroute gewählt, welche einen aufenthalt in paris notwendig machte. die haarsträubenden vorkommnisse während diesem aufenthalt sind mir noch bestens in erinnerung. die wartezeit auf den anschlussflug verbrachte ich lesend in der nähe des abfluggates. ab und zu wurde meine aufmerksamkeit von durchsagen in deutlich akzentbehaftetem englisch (aber dafür können die armen franzosen ja nichts…) abgelenkt. es ging um ein liegengelassenes gepäckstück, welches sofort durch den besitzer abgeholt werden sollte. die durchsagen erfolgten in fünfminütigem abstand etwa eine halbe stunde lang. danach eine weile nichts mehr. als ich schon dachte, das gepäckstück sei durch den vergesslichen besitzer abgeholt worden, erfolgte urplötzlich ein lauter knall verbunden mit beachtlicher druckwelle. dies brachte sämtliche mitglieder der indischen familie, welche neben mir wartete dazu, aufzuspringen und in ebenfalls sehr akzenbehaftetem englisch (aber dafür können die armen inder ja auch nichts…) wild gestikulierend loszuradebrechen, ein bombenanschlag sei erfolgt. kurze zeit später wurden sie durch eine durchsage unterbrochen, das höchst verdächtige gepäckstück sei soeben vernichtet worden, es bestehe keine gefahr mehr. geehrte sicherheitorgane des pariser flughafens, besten dank für das von ihnen gebotene vorzeigestück in angewandter informationspolitik, gratuliere.

aber zurück zur maledivenreise. natürlich waren wir etwas zu früh in basel, man will ja keine hektik aufkommen lassen in den ferien. ein kurzer blick auf die abflugsanzeigetafel vor dem einchecken bestätigte nicht wie erwartet den gebuchten flug um die bestätigte abflugszeit, sondern eine völlig andere flugnummer zwei stunden früher mit einem zusätzlichen zwischenhalt in colombo. eine kurze nachfrage bei der information ergab, dass dies tatsächlich unser flug sein müsse. während dem einchecken des gepäcks läutete mein mobiltelephon. die nachricht, welche ich danach auf meiner box vorfand entbehrt nicht einer gewissen komik. eine mitarbeiterin des reisebüros informierte mich freundlich, aber etwas gehetzt darüber, dass unser flug zwei stunden früher starten würde, ob wir uns wohl etwas beeilen könnten. doch damit nicht genug, denn ein weiter kurzer blick, dieses mal auf die gerade erhaltene boarding card enthüllte zwei weitere entzückende einzelheiten. erstens, das flugzeug würde aus paris nach basel kommen. paris bedeutet verspätung, weil sie da gerne gepäckstücke in die luft sprengen. zweitens, keine sitznummer. keine sitznummer bedeutet faustrecht im kampf um gute plätze für einen zehnstündigen flug, da werden selbst friedliebende familienmütter zu furien, welche bodychecks und schlimmeres beim erobern des familienterritoriums im engen flugzeug verteilen.
aber nur gelegenheitstouristen lassen sich durch solche umstände aus der ruhe bringen. beim gate angekommen, bestätigte sich bereits der erste verdacht. theoretische abflugszeit erreicht, passagiere anwesend und bereits sauber am schalter aufgereiht, aber zwei dinge fehlten noch. weder die crew noch das flugzeug war anwesend. also entschlossen wir uns, die wartezeit an der bar in sichtweite des gates zu verbringen.
das fehlen von reservierten sitzen hatte zur folge, dass wir ein wahres lehrstück an massendynamik, ja sogar herdentrieb miterleben durften. als einigen leuten gewahr wurde, dass ohne flugzeug und ohne crew in absehbarer zeit kein flug stattfinden würde, zerstreute sich die warteschlange vor dem gate. es reichten jedoch kleinste vorkommnisse, um die leute ähnlich einem bienenschwarm aufzuscheuchen, worauf sie alle wieder für einige minuten eine warteschlange vor dem gate bildeten und sich wieder zerstreuten, sobald sie sicher waren, dass wirklich kein flugzeug angedockt hatte. dieses ewige hin und her ermüdete die massen, so dass beim wirklichen eintreffen von flugzeug und crew ein problemloses einordnen an einer guten warteposition möglich war.
während des fluges wurde dann erst einmal das nachtessen aufgetragen. wie erwartet war es keine besondere kulinarische wohltat. so stelle ich mir ein essen der gassenküche vor. allerdings muss man berücksichtigen, dass das essen in paris eingeladen worden war. unter diesem gesichtspunkt muss man den französischen küchenangestellten des flughafens in paris achtung zollen, dass sie zwischen den sprengungen von allerlei gepäckstücken überhaupt etwas halbwegs essbares zu produzieren in der lage waren. respekt.
nach dem essen wurde ein film vorgeführt. um den ton zum film zu hören, benötigte man kopfhörer. kopfhörer kosteten vier euro. euro hatten wir nicht, wieso denn auch. also fragte ich die hilfsbereite kabinenattendantin, ob für die kopfhörer auch in schweizer franken bezahlt werden könne, was sie prompt verneinte und verschwand, bevor ich nach einer anderen lösung fragen konnte. ich habe leider versäumt, mich bei ihr für die anmassung zu entschuldigen, eine frage an sie gerichtet zu haben, denn freundliches beantworten von fragen gehört wahrscheinlich nicht zu den aufgabenbereichen französischen fluglinienpersonals.
etwas später wurden die passagiere darauf hingewiesen, dass die zwischenlandung in colombo bei diesem flug entfallen würde, da die verspätung etwas zu gross sei. ein stöhnen ging durch die menge der leute, deren reiseziel nun leider nicht bedient wurde.
ich entschloss, dem stummfilm etwas schlaf vorzuziehen. um die sache etwas komfortabler zu machen, griff ich unter den sitz um die wolldecke hervorzuholen. wobei komfort hier das falsche wort ist, denn anscheinend gibt es im französischen kein wort für ‹beinfreiheit›, anders war die enge der bestuhlung nicht zu erklären. ich nahm mir also die grosszügigerweise gratis bereitgelegte decke und wollte gerade die plastikfolie aufreissen, als mir bewusst wurde, warum die decken an bord dieses flugzeuges in plastik eingeschweisst waren. nämlich aus gründen der hygiene. die decke hatte massenweise haare und anderes unausprechliches zeug daran kleben, worauf ich sie mit immer noch verschlossener verpackung wieder unter den sitz zurücklegte, froh, durch die hygiene-folie vor kontamination geschützt zu sein.

This entry was posted in Kolumnen. Bookmark the permalink.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert