cineasten aller arten

cinema

trotz der möglichkeiten von dvd, download von filmen, videobeamer und hüttenschüttelndem surroundsound für die heimische wohnstube bin ich nach wie vor ein bekennender cineast. das heisst ich lasse es mir nicht nehmen, filme zuerst in einem kino zu geniessen, mit allem was dazugehört. damit meine ich auch die anderen zuschauer im saal, welche sich zu einem grossen teil in ein paar typische verhaltenskategorien aufteilen lassen. die von den betreffenden kinogästen an den tag gelegten und im folgenden kurz erläuterten verhaltensweisen sind nicht allesamt gleich verwerflich oder störend, denn trotz ihnen bleibt unsereiner ja regelmässiger kinogänger.

beginnen möchte ich bei einem von mir sehr geschätzten, leider aber selten vorkommenden typ des kinogängers. er sitzt immer so ungefähr zwei reihen hinter mir und macht sich nur wenige male, vor allem während den trailern vor dem film, bemerkbar. er tut dies durch wohlplatzierte, kurze und sehr treffende bemerkungen, welche sowohl von grossem und komplexem humorverständnis (gutem mutterwitz!), sowie von zur perfektion getriebenem timing (immer genau in die stille sekunde zwischen den vorfilmen) zeugen. ein besonders talentierter vertreter dieser gattung, an welchen ich mich immer wieder gern erinnere, pflegte nach vorschauen zu billigen actionfilmen in der genau richtigen sekunde, mit der betonung eines staunenden schulbuben fassungslos und völlig ernst zu sagen: «geil!». Dies tat er allerdings immer wieder, bis er dann von seiner weiblichen begleitung unsanft zum aufhören überredet wurde.

zuschauer, welche vergessen ihr mobiltelephon auszuschalten, stören mich persönlich nicht besonders, da dies mit der zunehmenden verbreitung des vibrationsalarmes und einer automatischen abnahme der marktpenetration des typischen «volksnatels» (die meisten wissen, auf welches modell ich mich beziehe) eine vom aussterben bedrohte spezies ist. allerdings gibt es auch subjekte, welche es für nötig halten, während des laufenden filmes anrufe entgegenzunehmen und ein gespräch mit dem anrufer zu führen. ich vermute stark, dass das dieselben personen sind, welche zum telephonieren an öffentlichen plätzen (restaurantterrasse) voller stolz aufstehen und sich während des gespräches wie der scheinwerfer eines leuchtturmes einige male um die eigene achse drehen («sehet, ich habe ein mobiles telephon! staunet, es ruft mich sogar jemand an!»). bewunderung ist ihnen von seiten aller umstehender sicher!

in lichtspielhäusern mit ungenügendem höhenunterschied zwischen den reihen fällt manchmal eine weitere art auf. die «seht-ich-habe-einen-besen-verschluckt»-spezies. erkennen kann man diese leute an dem im sitzen unglaublich gerade gehaltenen rücken. meistens kombiniert sich der hochaufgerichtete sitzstil – als wäre das noch nicht genug – mit schier unglaublicher haarpracht, oder – seltener – aller statik trotzenden hochsteckfrisurkonstruktionen, gestützt von haarspray der stärke stahlbeton. wehe dem, der ohne ausweichmöglichkeit hinter einem vertreter dieser gattung sitzen muss!

mitmenschen, die mit viel gutem willen schlechtes tun begegnen einem auch anderswo, aber kinosäle scheinen eine besondere anziehungskraft auf solche zu haben. jeder kinogänger kennt und fürchtet ihn. den blitzgescheiten burschen, welchen die befürchtung plagt, dass eine ihn begleitenden person (oder noch schlimmer: eine gruppe von personen) ein detail der handlung des films nicht versteht. um diesen umstand zu beheben, muss der betreffende wie im zwang das unmittelbare geschehen auf der leinwand laufend lauthals erklärend erläutern, wobei er personen charakterisiert, bereits vorgefallenes wieder auffrischt und – dies ist nebenbei die verwerflichste tat – der handlung vorgreift, nur unterbrochen von rückfragen an die unkundige person. solche personen sollten von der öffentlichen hand einen fernseher und einen dvd-player erhalten, nebst einem absoluten kinoverbot!

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