Film ab, Hirn aus.

Wie dem Titel unschwer entnommen werden kann, geht es um Filme. Genauer: Männerfilme. Nein, nicht doch, nicht diese Sorte Männerfilme! Wo denken sie auch hin, ich begebe mich doch hier nicht öffentlich in die in schmuddeliges Rotlicht getauchten Gefilde des pornografischen Filmschaffens! Gemeint ist die absolut salonfähige Variante des Männerfilms, der Aktionsfilm nämlich. Um den “ihr habt mir etwas / jemanden weggenommen und mich dabei fast umgebracht / mir die Schnürsenkel zusammengebunden und dann steht ihr auch nie auf für alte Leute im Bus und eure Batterien werft ihr in den Hausmüll und nach dem Zähneputzen soll man keinen Zucker mehr zu sich nehmen und sowieso und überhaupt. Deshalb und weil mir euer Gesicht sowieso noch nie gepasst habt und ihr Nazis / Sowjetrussen / Terroristen / Piraten / Fernsehgebühreneintreiber / Zombies und ich zwar ein rauchendes, trinkendes, fluchendes, volltätowiertes, sich mit offener Klinge den Bartwuchs abschmirgelndes Rauhbein bin, unter dessen harter Schale sich aber ein ganz netter Pfadfinder / Ministrant sorgsam zu verbergen pflegt, werde ich euch jetzt alle mit Anlauf so in die Gesässgegend treten, dass ihr dann mindestens bis zum Lebensende und vielleicht noch länger auf so doofen Sitzkissen für Steissbeinversehrte / Hämorrhoidengeplagte angewiesen sein werdet um Sitzgelegenheiten wahrzunehmen.”-Film. Sie wissen was ich meine.

Liebe Kritiker. Ich weiss, ihr habt es nicht einfach. Frohen Mutes über Dinge daherschwadronieren, die ihr selbst nie erschaffen könntet. Kleiner Zaunpfahlwinker: Bei diesen wunderbaren Werken filmischen Schaffens sind andere Masstäbe anzulegen als bei iranischen Studiofilmen oder Rosamunde Pilcher-Schmonzetten. So ist tiefgängiges Dialoglametta und Gefühlsgeschwurbel gänzlich unwichtiges Beiwerk, etwa vergleichbar mit dieser grausigen zuckerbehandelten Kirsche, die oft zu süsslichen Getränken und Desserts gereicht wird und die eigentlich niemand so recht gut findet. Nein, hier sind ganz andere Dinge wichtig. Erklären will ich diese nicht im Detail, denn damit – so meine ich – nimmt man ihnen den ganzen ihnen innewohnenden Zauber.

Kürzlich durfte ich mir wieder einmal ein ganz vorzügliches Beispiel erwähnten Genres zuführen. Der ganze Reigen in die Jahre gekommener aktionsfilmbewährter Altstars macht bei diesem Film dem Hauptdarsteller und Regisseur Sylvester Stallone, seinerseits auf dem Zenit seines Schaffens angekommen, eine Aufwartung und lässt diesen machartlastigen Filmgenuss zum wahren Feuerwerk für den Kenner werden. Für jeden ist etwas dabei. Kernige Sprüche, gewaltige grosskalibrige Wummen, südamerikanische Bananenstaatdiktaturen, schöne Frauen, korrupte CIA-Agenten und massenweise Bösewichter, die fantasievoll zu Mus geschlagen, -treten, -schossen und -sprengt werden. Donnernde Explosionen lassen auch das Pyromanenherz schneller schlagen. Dieser Film bekommt – und das ist so sicher wie das sprichwörtliche Amen in der Kirche – keinen Oscar verliehen. Deshalb möchte ich hier eine neue Auszeichnung einführen.

Gefasst in feinstem Gewächs erstrahlet das omnipotente Symbol der Männlichkeit in Forme des Königs der Grillwerkzeuge, funkelnd in feinstem Chromstahle: Der Grillhammer*. Ich vermeine bei diesem Anblick schon fast die heroische Fanfare schmettern zu hören, begleitet von donnergleichem Paukenschlage. Und weil so eine Auszeichnung nichts wert ist ohne einen gebührenden Namen sage ich folgendes: Prädikat “besonders begrillhämmert”.

Ein Nachsatz sei mir noch erlaubt: Entweder ist jede Person, die diesen Film schlecht findet weiblichen Geschlechts.

* Grillhammer: Falls das ihnen nichts sagt, lesen sie doch einfach hier kurz nach.

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