Die Wüste lebt

Es gibt Orte, wo die in sorgsamer Kleinarbeit zusammengetragenen und erlernten Regeln des täglichen Lebens ganz einfach nicht besonders gut applizierbar zu sein scheinen. So interessiert sich im schönen Afrika eigentlich kein einziges Mitglied der mindestens ein Dutzend starken Belegschaft – alle ganz wie es sich gehört angetan mit dem blauen Einteiler der jeweiligen Autoreparatureinrichtung – dafür, mir bei der Fehlersuche in der Elektrik des Pickup zur Hand zu gehen. Auch die Nachfrage nach einem Messgerät führt nur zu ratlosem Schulterzucken. Offensichtlich kann hier nur ein Misstand behoben werden, und das ist ein leerer Tank. Unter der Voraussetzung natürlich, dass der Tank der Tankstelle nicht auch gerade leer ist. Aufregen sollte man sich bei solcher Gelegenheit auch nicht, denn irgendwo in Afrika das von zu Hause mitgebrachte Raster von Erfahrung und Wissen erklären oder gar verteidigen zu wollen macht aus jeder Perspektive inklusive der eigenen einen recht mitleiderregenden Eindruck und ist in etwa so aussichtsreich wie Tauben zu den Tauben zu tragen, was wie ein Fallfehler tönt, aber keiner ist, und ich merke gerade ich schweife sowieso schon wieder ab.

Nach einiger Zeit erhalten wir wenigstens einen Tipp. Man kenne jemanden, der wisse wo jemand wohnt, der sich mit Autos auskennt. Nur eine kurze Fahrt in den Busch, vielleicht wäre er ja daheim. Nein Danke, das tönt in meinen Ohren etwa so verlockend wie eine schöne Eigenurintherapie. Da ist mir ja die Giraffe noch lieber, die schaut sich das Problem wenigstens einmal aus der Nähe an. Sagen tut sie aber auch nichts dazu, sie sabbert nur wortlos einen anständigen Schluck besten Giraffenspeichels über den Motorblock und geht dann wieder davon.


Bild: Karin, Namibia 2010.

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